Werbung
,

Parallel Vienna 2019: Überschäumend aufgeräumt

Man hat bei der Parallel eigentlich immer das Gefühl, dass die aktuelle Ausgabe noch größer, noch umfangreicher – und noch unübersichtlicher ist, als die vorhergegangene.

Das Gebäude das die Parallel dieses Jahr in der Lasallestraße 5 bespielt, hat allerdings den Vorteil, dass der L-förmige Grundriss mit seinen aneinander gereihten Büros etwas übersichtlicher wirkt und eine Art Rundgang ermöglicht. Verirren kann man sich dennoch, aber ein Bürohaus ist keine Messehalle und die Parallel keine Kunstmesse. Die 2013 als Satellitenmesse zur viennacontemporary gegründete Parallel hat sich von ihren Anfängen als „Plattform für innovative Präsentationsformen zeitgenössischer Kunst“ zu einer recht soliden Ausstellungsplattform entwickelt, die auch die Entwicklung der Wiener Szene recht gut abbildet.

In den 172 Räumen, die an der diesjährigen Location auf drei Ebenen bespielt werden, findet man daher klassische Präsentationen wie etwa im Erdgeschoß die beiden Räume der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman mit Arnulf Rainer und Eva Bodnar oder das artist statement von Katharina Cibulka mit einer Dokumentation ihrer großformatigen Transparente zum „Feminismus“ im öffentlichen Raum, mit der sie aktuell auch an der ersten Biennale in der Marokkanischen Hauptstadt Rabat vertreten ist. Im meist von Galerien bespielten dritten Stock zeigt die Galerie Senn Barbara Mungenast und Hans Weigand, flux 23 neben Arbeiten von Künstler*innen mit besonderen Bedürfnissen u.a. die Textilarbeiten des jungen Portugiesen Hugo Brazão erstmals in Wien. Die Galerie Lisi Hämmerle aus Bregenz hat sich drei kleine Büros für drei ihrer Künstlerinnen gemietet und zeigt Michaela Konrad, Claudia Larcher und Liddy Scheffknecht. Silvia Steinek nutzt die moderaten Kosten (1500 € für Galerien) zur Präsentation großformatiger Malerei von Anouk Lamm Anouk, Ernst Hilger richtet Martin Tardy eine Soloshow aus und die Galerie Schloss Parz hat ihren Raum ganz mit Motiven aus den Linolschnitten des Leipzigers Sebastian Speckmann austapeziert. Zimmermann Kratochwill haben in einem fensterlosen Zwischenraum neue Objekte des Grazers Klaus Wanker im Schwarzlicht installiert. Die wie Asteroiden im Raum schwebenden Objekte zeigen an der Oberseite technoide in Schwarz getauchte Landschaften während an der Unterseite pflanzlich anmutende Biotope sprießen. Die Materialien dazu hat Wanker an den Küsten Sardiniens aufgelesen, inklusive der Klumpen schwarzen Bitumens, die den apokalyptischen Skulpturen einen zeitgemäßen Aspekt mitgeben.
Speziell der dritte Stock kommt einer klassischen Präsentation, wie man sie auf Kunstmessen sieht am nächsten. Auch wenn der Verkauf z.B. für Junggalerist Maximilian Hutz aus Hard in Vorarlberg nicht im Vordergrund steht, ist es für ihn wichtig, zu vertretbaren Kosten sein Programm in Wien zeigen zu können. Ähnlich argumentiert Tassilo Usner aus Salzburg, der bisher auf den Onlinehandel mit Editionen Beuys, Katz und Uecker spezialisiert war. Seine Präsentation junger Malerei wie z.B. der in London lebenden Kim Booker soll den im Entstehen begriffenen Ausstellungsraum in Salzburg vorbereiten. Großformatige Malerei von Philipp Schweiger gibt es vom Projektraum Lucas Cuturi. Bei den artist statements im dritten Stock stechen Elisabeth von Samsonow und der Popcorn-gefüllte Raum von Scott Clifford Evans und Gorge Rei hervor.

Der zweite Stock ist primär künstlerischen Einzelpräsentationen, den Offspaces und den Kunstschulen vorbehalten. In den größeren Räumen präsentieren sich u.a. die Klassen von Dorit Margreiter und von Martin Guttmann an der Akademie der bildenden Künste sowie die Klasse von Brigitte Kowanz an der Angewandten und die Schule Friedl Kubelka für künstlerische Fotografie. Daneben reiht sich Mini-Büro an Mini Büro in denen sich durchaus Entdeckungen machen lassen, wie die Rauminstallation von Ma Jia, die dafür den Bildrecht Young Artist Award zugesprochen bekam. Eine dystopische Vision zukünftiger Datenströme kreieren Marie Alice Wolfszahn und Manuel Biedermann während Josef Trattner und Esther Vörösmarty das Spielerische betonen. Sie haben einen kleinen Wintergarten mit Schaumstoffelementen gefüllt, in denen man sich zwischendurch wunderbar entspannen kann. Fast schon gediegen in seiner Weitläufigkeit und Aufgeräumtheit kommt der Parallel Skulptur- und Performance Parcours im Erdgeschoß daher, in dem Platz ist für großformatige Werke z.B. von Peter Sandbichler, Erwin Wurm und Christian Eisenberger. Daran schließt eine neue Sektion, das „Parallel Einkaufszentrum“ an, mit dem in Zukunft ein ganzjährig verfügbarer Online-Verkaufsplatz geschaffen werden soll.

Die Parallel Vienna ist keine Kunstmesse und keine „Lebt und arbeitet in Wien“-Ausstellung, aber als Präsentationsforum für die vielfältige Kunstszene in Wien hat sie im Kunstherbst ihren Platz gefunden.

Mehr Texte von Werner Rodlauer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Parallel Vienna 2019
25 - 29.09.2019

Parallel Vienna
1180 Wien, Hockegasse 37
http://parallelvienna.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-20, Sa, So 12-19 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: